Schon früh packte mich die Begeisterung für alles, was fährt – ob auf zwei, drei oder vier Rädern. Wenn ein Vehikel dazu laut knatterte, war die Faszination noch größer. Vater Clemens (1924–1988) fuhr damals Moped: eine NSU Quickly, und seine Schwester, meine Tante Dorothee (Jahrgang 1929), bewegte eine Lambretta. Damals der pure Luxus.
Wir wohnten in Rufweite zur Trabrennbahn Hamburg-Farmsen, wo nicht nur Pferde mit Sulkys, sondern auch MOTORRÄDER mit reichlich mehr Pferdestärken auf der Sandbahn unterwegs waren. Der donnernde Klang der Einzylindermotoren gemischt mit den Fetzen der Lautsprecherstimme des Streckensprechers erzeugten in mir stets ein unerklärliches Gefühl von Spannung und Aufregung.
Als finanziell schlecht ausgestatteter Halbwüchsiger musste ich selbstverständlich den Versuch unternehmen, das Geld für die Eintrittskarte zum Rennen zu sparen. Zusammen mit meinem besten Freund Zick kroch ich durch Stacheldraht und Brombeergestrüpp und erreichte die ersehnte Haupttribüne. Dort standen sie dann, die zuschauenden, erwachsenen Motorradfahrer in ihren schwarzen „Lederwürsten“, die weißen Halbschalenhelme achtlos am Boden zwischen den leeren ASTRA-Bierflaschen abgelegt. Während die Männer durch das Renngeschehen abgelenkt waren, griffen Zick und ich „wie zufällig“ von hinten nach der einen oder anderen leeren (oder auch noch nicht ganz leeren) Flasche, um uns durch die Einlösung des Flaschenpfandes zu bereichern.
An der Strecke erlebte ich Motorsport-Legenden wie Manfred Poschenrieder, Alfred Dannmeier, Don Godden, Ivan Mauger, und natürlich Egon Müller, den Mann mit der blonden Mähne. Ihm verdanke ich das Argument meinem Vater gegenüber, dass man es trotz langer Haare zu etwas bringen kann.